Hearings

Analysen

"Die Oligarchie des globalisierten Finanzkapitals hat eine kannibalistische Weltordnung geschaffen."
- Jean Ziegler
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Unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe und der regionalen Wirtschaftsförderung und unter Aufsicht der großen Multis, der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds entstanden im Ostkongo riesige freie Handelszonen. Überwacht von der UNO und in Zusammenarbeit mit den örtlichen Regierungen werden in diesen „Protektoraten“ in gewaltigem Maßstab Rohstoffe gefördert und Nutzpflanzen zur Herstellung von Biodiesel angebaut. Ist der Ostkongo ein Laboratorium für ein neokoloniales System der Ausbeutung, das mit einer langfristigen Destabilisierung von geostrategisch relevanten Regionen multinationalen Unternehmen den Zugang zu den Rohstoffen erleichtern soll? Und wie sieht die Weltkarte dieses „neuen Kolonialismus“ aus, was ist seine Moral, seine Vorgeschichte, seine Visionen und sein konkretes Gesicht vor Ort?

6.1

"Die Konzerne, die diese Welt beherrschen, haben kein Interesse daran, dass Menschenrechte wirklich universal werden."

Jean Ziegler (Experte) ist Schweizer Soziologe und einer der bekanntesten Globalisierungskritiker der Welt. Er gehört dem beratenden Ausschuss des Menschenrechtsrates der UNO an und ist Spezialist für die Rolle der Weltbank und der Strategien einer bewusst eingesetzten „Armutspolitik“.

6.2

"Wenn die Regierung korrupt ist, werden uns die Konzerne bei der Industrialisierung auch nicht weiterhelfen können."

Prince Kihangi (Mitglied Jury, Bukavu) ist Anwalt für Bodenrecht und einer der führenden Kenner der Minenindustrie im Gebiet der Großen Seen. Als Sprecher der zivilgesellschaftlichen Vereinigung von Walikale / Provinz Nord-Kivu ist er an sämtlichen Verhandlungen zwischen den Dorfgesellschaften, der Regierung und den großen Firmen in dieser Region beteiligt. Er gilt als einer der schärfsten Kritiker des „Dodd-Frank Act“.

6.3

"Die Idee sich selbst und die Gemeinschaft durch Milizen zu schützen, erwächst in den Köpfen der Menschen."

Sylvestre Bisimwa (Untersuchungsleiter, Bukavu / Berlin) war Anwalt im Prozess gegen die vom kongolesischen Militär in der Stadt Minova verübten Massenvergewaltigungen, dem bisher einzigen Prozess dieser Art. Wie Gilissen tritt er regelmäßig am Internationalen Strafgerichtshof von Den Haag als Anwalt auf.

6.4

"Die internationalen Firmen wollen eine schwache Regierung und eine machtlose lokale Bevölkerung."

Vénantie Bisimwa Nabintu (Mitglied Jury, Bukavu) ist Menschenrechtsaktivistin aus Bukavu / Provinz Süd-Kivu und eine der engagiertesten Kritikerinnen der Rolle der NGOs, der UNO und der großen multinationalen Konzerne in Afrika. Ihre besonderen Beschäftigungsgebiete sind das Thema Massenvergewaltigung als Kriegsstrategie und das Fortleben kolonialer Strukturen in der heutigen kongolesischen Gesellschaft.

6.5

"Die Maßnahmen zur Verbesserung des Bergbaus haben letztendlich nur zu Betrug geführt."

Zacharie Bulakali (Experte) ist Experte für artisanalen und industriellen Bergbau in der DR Kongo. Er ist Verbindungsmann zwischen den lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen und den kongolesischen Bergbaubehörden. Er leitet verschiedene Forschungsprojekte zum Thema in der Region der Großen Seen.

6.6

"Die zuständigen Behörden haben nichts gegen die Probleme unternommen. Also muss man sie ersetzen."

Jean-Louis Gilissen (Vorsitzender des Tribunals, Bukavu / Berlin) ist Experte für Internationales Strafrecht und trat am Internationalen Strafgerichtshof von Den Haag u. a. als Anwalt im Prozess gegen ostkongolesische Milizenführer auf. Zudem war er als juristischer Experte in die Ausarbeitung des UNO Berichts zur Lage im Ostkongo involviert, in dem die Situation als „Genozid“ bezeichnet wurde.

6.7

"Mein täglicher Kampf findet in den Verhandlungen zwischen den Firmen und der lokalen Bevölkerung statt."

Gilbert Kalinda (Mitglied Jury, Bukavu) ist Anwalt und Abgeordneter in Walikale. Er war Mitglied einer Kooperative von regionalen Minenarbeitern bis er sich entschied, das Mandat des multinationalen Unternehmens MagMinerals Potasses Congo (MPC) anzunehmen. Seiner Meinung nach ist der industrielle Abbau von Rohstoffen die einzige Chance für die Region