Hearings

Schlussreden & Urteile

"Es ist Zeit zu handeln, denn das Urteil der Geschichte droht streng auszufallen."
- Jean-Louis Gilissen
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Die Bukavu Hearings endeten am 31. Mai 2015 mit der Schuldigsprechung der kongolesischen Regierungsvertreter und der multinationalen Rohstoffkonzerne. Die UNO-Mission wurde von einer direkten Mitschuld am Massaker von Mutarule freigesprochen. Die Berliner Hearings endeten am 29. Juni 2015 mit einem zweiten Urteil zur Verantwortlichkeit der Weltbank und der EU im Ostkongo. Neben der Beurteilung der gestellten Leitfragen forderte die Berliner Jury die Schaffung eines Gerichtshofes für internationale Wirtschaftsverbrechen sowie die Installation einer gemischt kongolesisch-internationalen Kammer für die Verhandlung der über 600 Massaker im Ostkongo. Seit 2015 engagiert sich der Untersuchungsleiter Sylvestre Bisimwa für die Gründung eines ständigen Gerichtshofes nach dem Vorbild des Kongo Tribunals zur Aufarbeitung der Verbrechen im Ostkongo.

5.1

"Die großen Firmen werden uns einen Boden ohne Rohstoffe hinterlassen."

Prince Kihangi (Mitglied Jury, Bukavu) ist Anwalt für Bodenrecht und einer der führenden Kenner der Minenindustrie im Gebiet der Großen Seen. Als Sprecher der zivilgesellschaftlichen Vereinigung von Walikale / Provinz Nord-Kivu ist er an sämtlichen Verhandlungen zwischen den Dorfgesellschaften, der Regierung und den großen Firmen in dieser Region beteiligt. Er gilt als einer der schärfsten Kritiker des „Dodd-Frank Act“.

5.2

"Der Ursprung des Bösen liegt nicht im kongolesischen Staat, sondern in den Menschen selbst."

Marcellin Cishambo Ruhoya (Zeuge und Experte, Bukavu) war politischer Berater des Präsidenten Joseph Kabila. 2006 wurde er Gouverneur der Provinz Süd-Kivu.

5.3

"Angesichts der Gräueltaten, die dieser Staat erlitten hat, droht seiner Bevölkerung das selbe Schicksal wie den Indianern Nordamerikas."

Colette Braeckman (Mitglied Jury, Bukavu / Berlin) ist Afrika-Korrespondentin für die belgische Tageszeitung Le Soir. Sie ist Expertin für den Kongokrieg, seiner Vorgeschichte und die Rolle der darin verwickelten europäischen Regierungen. Ihre Bücher über die Zeit Mobutus und der Kongokriege sind Standardwerke.

5.4

"Der Traum von Würde und dem Respekt der Menschenrechte ist omnipräsent."

Marc-Antoine Vumilia Muhindo (Mitglied Jury, Berlin) lebt als Bühnenautor, Regisseur und Schauspieler im schwedischen Exil. Er war Mitglied der kongolesischen Regierung von Laurent-Désiré Kabila und ein angesehener Politiker, bis er 2003 verhaftet und für den Tod Kabilas verantwortlich gemacht wurde. Einige Jahre später gelang ihm die Flucht.

5.5

"Es gibt keine klare Trennlinie zwischen Tätern, Zuschauern und mittelbar Beteiligten."

Harald Welzer (Mitglied Jury, Berlin) ist Sozialpsychologe, Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Stiftung Futurzwei sowie Honorarprofessor an der Universität Flensburg und Autor (u.a. „Klimakriege“).

5.6

"Zu schwer, zu komplex, zu kompliziert - 3 gute Gründe, um als Konsument die Augen vor den Problemen zu schließen."

Jean-Louis Gilissen (Vorsitzender des Tribunals, Bukavu / Berlin) ist Experte für Internationales Strafrecht und trat am Internationalen Strafgerichtshof von Den Haag u.a. als Anwalt im Prozess gegen ostkongolesische Milizenführer auf. Zudem war er als juristischer Experte in die Ausarbeitung des UNO Berichts zur Lage im Ostkongo involviert, in dem die Situation als „Genozid“ bezeichnet wurde.